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Fachwerk, Lehmputz & Kalkfarbe

Fachwerk eignet sich gut zu farblicher Gestaltung: auf dem Holz selber oder begleitend in den Putzfüllungen

Restaurierung von Lehm- und Kalkputz

In diesem Markgräfler Gehöft sollten zwei Räume in einer großen Scheune erschlossen werden.Vermutlich gabe es hier früher schon Gesindezimmer. Da die Decken und Wände durch jahrelanges Leerstehen stark beschädigt waren, musste zunächst abgeklopft und herausgerissen werden was nicht mehr stabil war. Hier sieht man schön, wie damals Deckenunterkonstruktionen gemacht wurden. Zwischen den Deckenbalken im gleichen Abstand wurden Lehm-Stroh-Wickel die auf Vierkanthölzer aufgespult waren in die dafür vorgesehenen Balkennuten eingeschoben.

Für die Reparatur der Zwischenbalkenfelder in den Decken musste dies wieder in gleicher weise ergänzt werden. Danach kam eine Schicht Stroh-Lehmgemisch als Unterputz und hierauf wurde mit feinem Lehmputz oder auch Kalkputz die obere Schicht aufmodelliert. Unter Zugabe von Wasser werden dann nachträglich alle Unebenheiten verschlichtet. Daß hier keine Wasserwaage oder Richtlatte zum Einsatz kommen, versteht sich von selbst, wenn man die Dünungen und Kuhlen in den Flächen ansieht. Normgefertigte Baustoffe gibt es aus dieser Zeit nicht und so muss auch eine fachgerechte Renovierung mit natürlichen Baustoffen und entsprechendem Werkzeug auskommen; eine gewisse Ausnahme sind die Lehmspulen, die es über diverse Hersteller heute zu beziehen gibt.

Wandoptik

Farbangleichungen oder Begleitstriche (sog. Filets) oder farbliche Aufteilungen in Felder (sog. Spiegel) verfeinern die Wandoptik und können oftmals etwas zu rustikale Optik gerade bei Fachwerk-Wänden in fein abgestimmte Oberflächen verwandeln. Möchte man im Gegenteil das Fachwerk noch unterstreichen, lässt sich das auch mit oftmals komplementären Begleitstrichen noch effektvoll verstärken. Diese Methoden sind alle nicht neu und lassen sich gut an historischen Gebäuden studieren.

Hier lässt sich gut dauerhaft (stabil im innen-und Aussenbereich) und nachhaltig Arbeiten. Und was Gut ist, ist hier eigentlich immer auch schön! Kalkfarben, Naturharzfarben, natürliche Öle und Harze und Wachs haben hervorragende Eigenschaften und machen sichtbar schöne und haltbare Oberflächen.

Etwas Baubiologie

Immer öfter sieht man auch in Neubauten wieder Lehmputz oder reine Kalkputze wie z. B. Rotkalk. Bauherren legen Wert auf Raumklima-freundliche Baustoffe und entscheiden sich für alte, aber sehr wirkungsvolle Baustoffe die unter Anderem die Feuchtigkeit sowohl in den Mauern als auch im Raum regulieren im Vergleich zu Kunstharzputzen oder reinen Zement gebundenen Putzen, ganz zu schweigen von rein synthetischen Oberflächen.

Der abwaschbare Putz

In sehr beanspruchten Räumen, wie z. B.Treppenhäusern, empfehlen sich die härteren Kalk- oder Kalk-Zement Putze. Durch ihre Sinterschicht sind sie so robust, dass sie ohne weiteres abwaschbar sind.

Überstreichbar sind alle diese Systeme. Darauf zu achten ist, daß hier wiederum möglichst im Material-Kontinuum gearbeitet wird; also Kalkfarbe auf Kalk-oder Lehmputz und Ton-Putz; Silikatfarbe auf Kalkputz oder Kalk-Zementputz.

Auch Pflanzen- oder Naturharzfarben funktionieren hier, dürfen aber nicht auf frische Putze gestrichen werden.

Verwendung von Kalkputz oder Lehmputz bei modernen, gedämmten Häusern

Auch bei modernen, gedämmten Häusern und Isolationskonzepten macht ein Kalkputz oder Lehmputz Sinn. Durch ihre kapilaroffenen Strukturen können diese Baustoffe Gerüche absorbieren, Schimmelbildung vorbeugen (durch ihre Feuchte regulierenden Eigenschaften und zum Teil auch durch ihre Alkalität) und sie sorgen für eine natürlich Atmosphäre.

Das Gleiche gilt für Tonputze oder Kalkpress-Verputze. Wenn sie mit Pigment eingefärbt werden, ergeben sie dazu noch eine ganz unverwechselbare, lebendige und fein abstimmbare Oberfläche.

Pflegeleicht insofern man sie (bei glatten Verputzen) mit einer Wachsschicht oder Steinseife überzieht oder (im Falle von feiner oder grobkörnigeren Putzen) indem man bei Verschmutzungen einfach zum Schleifpapier greifen kann und die obere Schicht durch Beischleifen wieder wie neu hinbekommt.